INTERVIEW MIT AUFRÄUMCOACH ESTHER LÜBKE: ÄRMEL HOCH UND LOS!

In unserer Interviewreihe stellen wir Kooperationspartner und Menschen aus unserem Netzwerk vor, die mit uns die Welle machen. Diesmal mit Aufräumcoach Esther Lübke von „Ärmel hoch“. Passend zum Start in die Fastenzeit mit Tipps & Tricks rund um’s Ballast abwerfen – ob privat oder im Büro…

BOSANOVA UND ESTHER LÜBKE – WIR MACHEN DIE WELLE & KREMPELN GEMEINSAM DIE ÄRMEL HOCH!

Fastenzeit – Zeit des Verzichts

Neben der biblischen Bedeutung hat sich heutzutage auch ein individueller Verzicht eingebürgert. Etwas weglassen oder ändern, was einem sonst besonders schwerfällt. Dafür bietet sich die Fastenzeit an. Fasten hat etwas Spirituelles, Reinigendes. Verzichten heißt sich auf Wesentliches zu konzentrieren. Platz zu machen für Neues. Das brachte uns auf die Idee, Esther zu kontaktieren. Sie ist Aufräumcoach und berät Privatpersonen und Business-Leute sowie Unternehmen in Sachen Ordnung und unterstützt wenn mal keine Zeit dazu oder kein Land in Sicht ist.

Ballast abwerfen und Platz schaffen für neue Inspirationen

Aufräum-Profi Esther Lübke erzählt uns, wie das geht und zeigt uns beim Interview gleich mal wo bei uns im Lager noch dringend die Ärmel hochzukrempeln sind. Wie, das sehen Sie in unserem Youtube-Video am Beitrags-Ende.

BOSANOVA-Redaktion: Esther, wie kamst Du zu diesem ungewöhnlichen Beruf? Bist Du selbst ein Ordnungsfanatiker? Muss man einer sein, wenn man von Berufswegen aufräumt? Oder welche Motivation treibt Dich an, andere beim Ordnung machen und halten zu unterstützen?

Esther Lübke: Ich glaube nicht, dass man ein „Ordnungs-Fanatiker“ sein muss, aber ein Faible für Ordnung und ein leichtes „von-der-Hand-gehen“ ist in meinem Beruf sicherlich von Vorteil.
Mein Vater war Ende der 90er-Jahre einige Monate in den USA und dort gehörten Profi-Aufräumer bereits zum alltäglichen Leben. In Deutschland hatte sich diese Art von Dienstleistung noch gar nicht etabliert. Aber diese Aufräumer gefielen ihm gut und erinnerten ihn an mich und meine Ordnungsliebe, die ich schon als Kind hatte. Wir waren begeistert von dem Gedanken, dass ich diesen Beruf in Deutschland ausüben und populär machen könnte.
Aus dieser Idee entstand 2004 mein Projekt „Ärmel-Hoch“. Und seit 13 Jahren räume ich nun leidenschaftlich auf.

BOSANOVA-Redaktion: Es heißt, Chaos sei kreativ – ist das nur eine gefundene Ausrede für Unordentliche?

Esther Lübke: Ja, dieses vermeintliche Argument höre ich tatsächlich recht oft. Aber ich muss widersprechen: Nein, echtes Chaos macht uns nicht kreativ, sondern setzt uns unter Druck und lenkt uns von wesentlichen Dingen ab. Wobei man natürlich differenzieren muss, welcher Umfang an Chaos jeder Mensch als Ordnung oder Unordnung empfindet. Eine volle Pinnwand z.B. kann sehr inspirierend, aber auch sehr irritierend sein. Hier sollte ein Maß der Dinge gefunden werden, welches von der jeweiligen Person als motivierend und entspannend empfunden wird.
Ich stelle in diesem Rahmen oft nur eine einzige Frage: Was ist inspirierender; eine Stapel staubige Papierablage auf dem Schreibtisch oder eine schöne Vase mit frischen Blumen?

BOSANOVA-Redaktion: Welches skurrilste Erlebnis oder schlimmste Chaos hast Du mal im Business-Bereich erlebt und konntest Du es in eine neue Ordnung bringen?

Esther Lübke: Ich erlebe immer wieder lustige Situationen und werde auch in Sachen Unordnung immer wieder überrascht. Das macht meinen Beruf u.a. auch so spannend.
Ein Büro ist mir in Erinnerung geblieben, in dem sich in der Abteilung Buchhaltung Papierberge bis auf 2,50 Meter Höhe stapelten. Es gab nur noch einen schmalen Gang zum Schreibtisch, der Rest des Büros war mit Papieren „aufgefüllt“. Da die Unterlagen nahezu vollständig archiviert werden mussten, habe ich ca. 3 Monate gebraucht, um das Projekt zu bewältigen. Aber mit Erfolg, und gelacht haben wir auch viel!

BOSANOVA-Redaktion: Du trittst in Fernsehsendungen auf, z.B. im Frühstücksfernsehen bei SAT 1 und der Lokalzeit im WDR. Gab es da auch schon die ein oder andere „schlimme Ecke“ der Du dich gerne mal angenommen hättest? Und wenn ja, gehst Du dann proaktiv vor mit Tipps oder wartest Du eher bis Du gefragt wirst?

Esther Lübke: Ja, ich finde immer wieder diese „Ecken“, denn natürlich habe ich berufsbedingt ein gutes Auge dafür. Und ja, manchmal juckt es auch in den Fingern, das Gesehene jetzt ganz schnell in den ordentlichen Bestzustand zu bringen. Da mir Aufräumen sehr leicht von der Hand geht, empfinde ich meine Arbeit oft gar nicht als anstrengend, sondern denke „ach komm‘, das machen wir jetzt schnell mal!“.
ABER ich würde nie ohne Aufforderung bei anderen Menschen aufräumen, auch nicht bei meinen Freunden. Das halte ich für übergriffig. Aber wenn ich gefragt werde, bin ich sehr gerne aktiv dabei.

BOSANOVA-Redaktion: Was macht ein Aufräumcoach in seiner Freizeit? Aufräumen doch sicher nicht…

Esther Lübke: Das ist ja eine nette Frage ☺! Doch, ich räume auch in meiner Freizeit auf, nämlich meine eigene Wohnung. Ich habe es gerne schön und liebe Ordnung. Daher verbringe ich gerne Zeit in meinen eigenen 4 Wänden und räume hier, sortiere da und tausche öfter mal alte gegen neue Dinge.
Darüber hinaus besuche ich auch gerne Kunst- und Kulturveranstaltungen jeder Art, schlendere über Trödelmärkte und verbringe gerne Zeit mit netten Menschen.

BOSANOVA-Redaktion: Last, not least – hast Du einen ultimativen Aufräumtipp für Chaosverliebte? Wie man seinen inneren Schweinehund auf Trapp bringt, ihn ködert und besticht, damit das Schreibtisch-Chaos mal ein Ende findet?

Esther Lübke: Aber sicher, habe ich!

Ganz wichtig: Vereinbare einen Termin mit dir selbst oder auch mit allen anderen Kolleginnen. Zu zweit oder in der Gruppe (jede räumt ihren eigenen Schreibtisch auf!) geht immer alles leichter. Nimm diesen Termin so ernst, wie einen Besuch beim Arzt. Keine Ausreden, kein Zuspätkommen, keine anderen Verpflichtungen. Bereite dich gut vor. Das heißt: Telefon auf Anrufbeantworter umstellen, Müllbeutel mitnehmen, leere Ordner, Register, Trennblätter, etc. besorgen und keinen Anschlusstermin, damit du nicht unter Druck gerätst. Dann geht’s los!
Plane realistische Ziele, auf keinen Fall das ganze Büro auf einmal. In den meisten Fällen ist das nicht zu schaffen und dann entsteht sehr schnell Frustration. Das wollen wir nicht, denn du sollst ja auch ein bisschen Spaß beim Aufräumen haben. Heute nur den Schreibtisch. Oder heute nur den rechten Aktenschrank. Oder heute nur Altes aussortieren und entsorgen.
So kannst du nach und nach alles schaffen ohne dich zu überfordern!

BOSANOVA-Redaktion: Vielen Dank für das Interview, Esther und viel Erfolg weiterhin!

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