WARUM DAS KÖLNER UNDERGROUND EINE INSTITUTION IST – UND NICHT GESCHLOSSEN WERDEN DARF AM 15.09.2017

Wir BOSANOVA-Girls sind ja mittlerweile bekannt dafür, dass wir uns einmischen – die Welle machen. Warum also nicht einfach nur „für den guten Zweck“? Ein Blick in unsere Köln-Ehrenfelder Nachbarschaft macht deutlich: Da soll’s einer kölschen Institution quasi „an den Kragen“ gehen. Schließung und Abriss nach fast 30 Jahren. Darf das sein? Welche Erinnerungen verbindet ihr mit dem UNDERGROUND? Das haben wir Freunde und Netzwerk-Partner gefragt. Was dabei herauskam und wie wir den Abriss der Legende vielleicht doch noch stoppen könnten, lest ihr in diesem Beitrag… (zur Online-Petition ganz nach unten scrollen…)

WIR MACHEN DIE WELLE – HEUTE FÜR EINE LEGENDÄRE, KULTURELLE NACHBARSCHAFTS-INSTITUTION: DAS UNDERGROUND!

Als Eventplaner schlägt unser Herz natürlich sehr für jede Art von ausgefallener Event-Location. Insbesondere, wenn sie wie hier auf ein fast 30 jähriges Bestehen zurückblickt. Als Kölner – zum Teil sogar Ehrenfelder – kennen wir das Underground noch selbst aus unseren „wilden“ Zeiten. Als wäre es gestern… tanzen, schwoofen, headbanging, abrocken – zu alternativer, rockiger oder auch Wave-Musik… das waren noch Zeiten. Jetzt soll das Underground dem Abriss zum Opfer fallen. Der Musikclub an der Vogelsanger Straße in Ehrenfeld soll offiziell am 15. September 2017 schließen.

AUS AKTUELLSTEM ANLASS: Schon gesehen?

KASALLA sagt Tschüss & Danke! Spontan-Konzert am 25.08.2017:
Zitat von der Website:

„Wir möchten, da wir als Band noch nie die Ehre hatten, die Bühne in Ehrenfeld zu bearbeiten – mit einem spontanen Clubkonzert am 25.08. zumindest laut „Tschüss & Danke“ sagen für fast 30 Jahre voll Musik, Tanz und Legenden. Und dem Veedel auch was zurück geben. Die kompletten Einnahmen des Konzertes gehen an das Bürgerzentrum Ehrenfeld e.V….“

Kartenvorverkauf: 13 Euro zzgl. Gebühr (bitte auf der Website vom Underground schauen!)

Stimmen aus dem BOSANOVA Netzwerk: Gemeinsam machen wir die Welle!

 

Bree Lorenz, Musikerin aus Köln, spielte mit ihrer Band selbst schon im Underground, Foto: © Cover, The Jackie Treehorn Band

Bree Lorenz, Musikerin aus Köln:

2003 Band-Battle mit meiner Band NYX… Urban Soul im Underground, ein Novum. Deutscher Soul auf dem Vormarsch, das Publikum aussen  Sex`N`Drugs`N`Rock`n`Roll und innen treffen die Worte und Melodien mitten ins Herz… Ein grandioser Abend mit einem 1. Platz an meinem 30. Geburtstag!

 

Underground - eine Institution, solche Läden braucht Köln sagt Markus Schlüter

Markus Schlüter, Gastronom: Köln braucht Läden wie das Underground – „ein bisschen schrammeling und extrem liebenswert…“; Foto: © privat

Martin Schlüter, Gastronom, Köln:

Köln braucht Läden wo „Schüss“ die Königinnen am Kickertisch sind, wo es morgens um 4h herrlich klassenlos ist, wo Bands nur einmal und nie wieder spielen, wo Brings noch Brings war und wo Ehrenfeld nicht Hipster, Möchtegern-Friedrichshain und komplett gentrifiziert ist, sondern kölsch, ein bisschen schrammelig und extrem liebenswert. 1296 % pro Underground!

 

 

Vera Drewke zur Underground-Schließung

Vera Drewke, Fotografin aus Köln: Das Underground „gehört einfach zum Ihrefeld dazu…“ Foto: © privat

 

 

 

 

 

 

 

 

Vera Drewke, Fotografin aus Köln:

Als gebürtige Ehrenfelderin liegt es mir selbstverständlich am Herzen, dass diese Institution erhalten bleibt. ?Abende wie diesen vergesse ich so schnell nicht mehr  ? – ich sag nur Cowboys in Dope the Experience! Gehört einfach zum Ihrefeld dazu; wäre schade wenn es bald nur noch eine schöne Erinnerung wäre. Geht mehr auf Konzerte und rettet die Schuppen dieser City! ✌️

Bianca, BOSANOVA-Team:

„Mein erstes Mal im UNDERGROUND? Das war 1998 oder 1999. Da arbeitete ich noch im Crowne Plaza und die Jungs von Crazy Town waren bei uns abgestiegen. Mit der kurzen Info: „We’ll write you on guest list“ wurden wir (meine Freundin Mel und ich) eingeladen! Als zugezogene Innenstadt-Girls kannten wir das Underground damals noch gar nicht. Als wir dann dem Türsteher sagten, wir stehen auf der Gästeliste, konnte der nur müde grinsen. „Es gibt keine Liste, geht mal rein.“ Nun ja, da waren wir dann – zu fünft. Die Jungs von Crazy Town kannte eben noch keiner. So wie das ja oft ist im Underground. Spaß hatten wir trotzdem und ab da einen Laden gefunden, wo man bis heute „unsere“ Musik spielt.“

Online-Petition: „Underground Köln – vereintes Nein zum Abriss!“

Eine Online-Petition – nicht von den Betreibern, sondern von Fans initiiert – könnte vielleicht noch einen Aufschub bedeuten, so die Hoffnung. Denn das Underground hatte lange versucht die Stadt Köln davon zu überzeugen, noch bis zum 01.01.2018 geöffnet zu bleiben. So könne man das 30 jährige Jubiläum (Gründung in 1988) noch gebührend feiern – zusammen mit dem Abschied des Ehrenfelder Wohnzimmers, wie es viele Besucher und Fans bezeichneten. Auf ihrer eigenen Website beschreiben es die Betreiber so:

Für alle Mitarbeiter, Fans und Besucher des Undergrounds, tut es uns leid, dass eine langjährige Ära zu Ende geht. Viele der Besucher sind sehr betroffen und können es nicht verstehen, denn zum Teil war das Underground für einige von ihnen ein Wohnzimmer. Wir haben alles versucht, sind den Behörden ordentlich auf die Nerven gegangen, aber es geht nun alles dem Ende zu. Wir suchen natürlich nach Alternativen und hoffen, dass wir in irgendeiner Form etwas Neues – etwas Anderes finden werden.

Wir drücken also die Daumen und schlagen vor: Wem dieses Stück Kulturgeschichte aus Köln-Ehrenfeld am Herzen liegt, möge sich an der Online-Petition beteiligen. Ob wir den Abriss verhindern ist unsicher, herauszögern vielleicht – zumindest zeigen wir Haltung und Richtung Stadt Köln, dass uns als Kölner eine lebendige Kulturszene auch abseits des Mainstreams sehr wichtig ist. Dafür lohnt es sich zu kämpfen, denn gerade diese Vielfalt zeichnet die Kölner Szene ja auch besonders aus, finden wir.

Auch Georg Schmitz-Behrenz, Geschäftsführer des Underground hat auf unsere Anfrage nach einem Statement geantwortet:

„Auch wir hatten uns überlegt eine Petition ins Leben zu rufen, um noch einmal alles Mögliche zu probieren.
Die jetzige wurde von Gästen des Underground ins Leben gerufen , da wir von der Endscheidung , dass das Underground so schnell schließen muss etwas gelähmt waren.

Wir würden uns wünschen, dass die Subkultur, die Köln und besonders Ehrenfeld ausmacht, nicht einfach so vom Erdboden verschwinden soll.
Es sollte nicht vergessen werden, dass Ehrenfeld durch Künstler und uns als Veranstalter zu dem geworden ist was es nun darstellt. Vorher war Ehrenfeld ein Arbeiterviertel, das niemanden interessiert hat und
jetzt wo Ehrenfeld durch die Subkultur zu dem Vorzeigeviertel in Köln geworden ist bekommt man einen Tritt.

Wir fänden es schön, wenn man uns eine Ausweichlocation angeboten hätte und dieses nicht nur ein leeres Versprechen bleibt, so wie es momentan aussieht.

Unsere Wünsche wären, dass es eine Location gibt und diese auf Dauer –
wo das Underground weiter in gewohnter Art funktionieren kann.
Man darf nicht vergessen: Es gibt sonst keinen Club in dieser Art, wo es noch freien Eintritt gibt und jeder willkommen ist – aus allen Kulturen und allen Geschmacksrichtungen.

Das Underground gehört zu Köln wie der Dom.

Danke und einen lieben Gruss,
Georg

 

Was denken die KölnerINNEN?

Was denkt ihr über das Underground? Braucht es solche Institutionen in Köln (und anderswo)? Warum? Sagt uns eure Meinung – hier im Blog oder auf Facebook.